PUBLIKATION

Zug in der Welt

ZUSAMMENARBEIT

Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft

TEXT

Sabine Windlin

DATUM

20.11.2025

ZUG WAR SCHON IMMER DIVERS

 

Der Zuger Unternehmer Ulrich Straub und der Wirtschaftsprofessor Tobias Straumann nahmen auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft des Kantons Zug (AWG) das Publikum im Theater Casino Zug unlängst mit auf eine Reise des Forschungsprojekts «Zug in der Welt.» Das Publikum staunte und bekam auch auf kritische Fragen gute Antworten.

 

«Wer Zug verstehen will, muss seine Wirtschaftsgeschichte kennen.» Die Aussage von Wirtschaftsprofessor Tobias Straumann (Universität Zürich) bringt auf den Punkt, was den Industriepfad Lorze motivierte, genau diese Geschichte mit Schwerpunkt auf das 19. und 20. Jahrhundert im Forschungsprojekt «Zug in der Welt» (ZIDW) von Historikern und Ökonomen aufarbeiten zu lassen. Am 18. November nahmen der Initiator des Projekts, Ulrich Straub, und Straumann, der dieses als Beirat begleitet, auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft des Kantons Zug (AWG) das Publikum mit auf diese Reise und legten dar, inwiefern Zug globale Spuren hinterlassen und Einfluss genommen hat.


Im Fokus standen Geschichten von risikobereiten Unternehmern, innovativen Branchen und stillen Schaffern, die das wirtschaftliche Leben prägten und bereicherten. «Es gab in dieser Zeit unglaublich viel Pioniergeist und Gestaltungswille», hielt Straub gleich zu Beginn des sehr gut besuchten Anlasses im Casino fest. Anschaulich und reich bebildert zeichnete er den Weg des einstigen Agrarkantons zur prosperierenden Industrieregion nach, nicht ohne die grosse Bedeutung der Wasserkraft als veritable Lebensader - insbesondere für die hier angesiedelten Spinnereien - und die frühe Elektrifizierung Zugs für die Modernisierung der Wirtschaft zu betonen. Schon ab 1870, so Straub, galt Zug als wichtigster Industriestandort der Zentralschweiz. Die Anbindung an die Gotthardroute begünstigte den Import von wichtigen Rohstoffen und führte in der Folge zu einer massiven Steigerung des Exports von Zuger Industrieprodukten. Straumann legte dar, inwiefern die Nähe zum Handels- und Finanzplatz Zürich für den Dienstleistungssektor förderlich war und die wirtschaftsfreundliche Steuerpolitik zwar eine wichtige Rolle spielte, aber diese Aspekte keinesfalls die alleinigen Treiber der profitablen und krisenresistenten Zuger Wirtschaft darstellten. «Matchentscheidend für den Erfolg», so Straumann, «waren die unternehmerische Offenheit, ab den 1970-er Jahren die Diversifikation und die Bereitschaft der Firmen, auf Strukturwandel stets mit Innovationen und der Erschliessung neuer Absatzmärkte in einer globalisierten Welt zu reagieren.»

 

Beim anschliessenden Austausch mit dem Publikum würdigte Straumann das Engagement Straubs für das breitangelegte Forschungsprojekt, das in Form der digitalen Plattform www.zuginderwelt.ch im Frühling 2024 online ging und bis Ende 2025 weitere Beiträge bereitstellen wird. Es sei, so Straumann, höchste Zeit, der Zuger Wirtschaftsgeschichte mit einem wissenschaftlichen Anspruch auf den Grund zu gehen und diese der Bevölkerung zu vermitteln. Dies erlaube eine Meinungsbildung auf Basis von Fakten und biete die Möglichkeit, Klischees über Zug kritisch zu hinterfragen. Insofern, so Straumann weiter, leiste ZIDW einen wertvollen Beitrag zur Versachlichung von Diskussionen. Ulrich Straub betonte, dass er für das ambitionierte Vorhaben bewusst Fachleute mit unterschiedlicher politischer Weltanschauung und akademischem Background involviert habe und hierbei auch die «Schattenseiten der Medaille» thematisiert würden. Entstanden sei kein Sammelsurium von Fakten und Daten, sondern ein Kaleidoskop von Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgeschichte mit nationaler und internationaler Prägung. Felix Horber, Präsident der AWG, sah sich angesichts des grossen Interessens an der Thematik darin bestätigt, dass der Dialog über Wirtschaft und Gesellschaft in Zug auch über Parteigrenzen hinweg gepflegt werden müsse. Eine Aufgabe, der sich die AWG auch im neuen Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen annehmen wird.