PUBLIKATION

Kummuniqué

ZUSAMMENARBEIT

Amt für Wald und Wild

TEXT

Sabine Windlin

DATUM

17.3.2021

JETZT SCHLüPFEN DIE FELCHEN WIEDER

 

In der Fischbrutanstalt Walchwil schlüpfen derzeit die jungen Felchen. Bekanntlich braucht der beliebte Speisefisch bei der Fortpflanzung ein wenig Unterstützung. Die Belastung durch Nährstoffe im Zugersee ist zu hoch, bzw. der Sauerstoffgehalt in der Tiefe zu gering, als dass sich die Eier auf natürliche Weise entwickeln könnten. Die Strategie hat Erfolg: Die Fischfangstatistik weist bei den Felchen eine Rekordzahl aus.

 

Damit der Fortbestand der Felchen gesichert ist, fangen die Berufsfischer die laichreifen Tiere bereits im Januar. Noch auf dem See werden die Eier der weiblichen Tiere (Rogen) gestreift, mit der Milch der Männchen befruchtet und anschliessend in die Brutanlage gebracht.

In der Brutanstalt füllt man die befruchteten Eier in so genannte Zugergläser mit je 6 - 8 Liter Inhalt, wo sie in 60 Tagen unter idealen Bedingungen erbrütet werden. Das Zugerglas wurde vor 120 Jahren von Zuger Fischern extra für die Aufzucht der Felchen erfunden und ist auch in anderen Kantonen im Einsatz. Vergleichbar ist es mit einer auf dem Kopf stehenden Flasche, deren Boden fehlt. Durch den Flaschenhals wird von unten permanent frisches, sauerstoffrei-ches 4 – 6 Grad kaltes Seewasser eingelassen. Dadurch werden die Eier leicht durchgewirbelt und gleichmässig mit Sauerstoff versorgt. Da die Eier schwerer sind als das Wasser, sinken diese im Wasserstrom ab. Das Wasser mit den frisch geschlüpften Fischchen hingegen bleibt oben und rinnt am Flaschenkörper entlang in eine Auffangwanne. Von dieser gelangen die zwei bis drei Zentimeter kleinen Fische durch ein Rohr in einen Metalltrog, der aufs Fischerboot geladen wird. An geeigneter Stelle gelangen die aussatzfähigen Jungfische über einen Gummischlauch schliesslich wieder in den See. «Der Schlupftermin bzw. die Brutzeit kann durch die Regulierung der Wassertemperatur in der Brutanlage beeinflusst werden», so Priska Müller, Leiterin Amt für Wald und Wild.


Rekordhohe Fangergebnisse - 65 Tonnen Felchen pro Jahr


Pro Saison können Dank der Arbeit in der Fischbrutanstalt rund 25 Millionen Felchen-Larven im See verteilt werden. «Das ist eine erfreulich hohe Zahl», so Priska Müller. «Entsprechend gut sind die Fangergebnisse. Im letzten Jahr konnten 65 Tonnen Felchen aus dem Zugersee gefischt und als gesundes Nahrungsmittel von Fischliebhabern zu Hause oder im Restaurant verspiesen werden. Auf diesem hohen Fangniveau waren wir das letzte Mal vor rund 20 Jahren», betont Priska Müller. Der Kreislauf ist logisch: Je besser der Laichfischfang, desto mehr Larven gibt es. Je mehr Larven es gibt, desto mehr Besatzfische können wieder in den See entlassen werden.


Künstliche Erbrütung auch von Rötel, Hechten und Forellen


Auch Rötel, Hechte, Bach- und Seeforellen profitieren von der Technik der Fischbrutanlage. Hinter der künstlichen Erbrütung stehen zwei Hauptmotive: die Erhöhung des Produktionsvermögens und die Kompensation der durch menschliche Einflüsse zerstörten natürlichen Fortpflanzungsmöglichkeiten. Die meisten Jungfische sind für den Zugersee sowie den Ägerisee vorgesehen. Darüber hinaus unterstützt die Anlage in Walchwil auch die Felchenaufzucht für den Vierwaldstädtersee. Die Arbeit kommt vor allem den Berufs- und Hobbyfischern zugute, dient aber auch dem Arterhalt. Fischfang hat in Zug eine lange Tradition. Schon in der Jungsteinzeit vor 6000 Jahren betrieben die Menschen an den Ufern des Zugersees Fischfang. Künstliche Befruchtung war aber damals noch kein Thema.