PUBLIKATION

GGZ Jahresbericht

ZUSAMMENARBEIT

Daniela Kienzler (Fotografie)

TEXT

Sabine Windlin

DATUM

1.4.2017

DER MENSCH IM MITTELPUNKT

 

Als Stationsleiterin der Klinik Adelheid braucht Andrea Schürch Fach- und Sozialkompetenz, Flexibilität und Organisationsgeschick. Zu ihrem Beruf fühlt sie sich berufen.

 

Die Klinik Adelheid befindet sich an einem aussergewöhnlichen Ort auf 800 Metern über Meer mit Blick in eine ländliche Umgebung. Inwiefern beeinflusst die Lage Ihren Alltag ?
Es ist sehr motivierend, in einer Klinik zu arbeiten, welche eine so wunderbare Umgebung hat, mit Blick auf Berge, den Ägerisee und das Ägerital. Für den Genesungsprozess der Patienten ist diese aussergewöhnliche Umgebung sicherlich förderlich. Der Abstand zum meist hektischen Akutspital hilft im Rehabilitationsprozess.


Der Heilungsprozess beschleunigt sich aber nicht, nur weil die Menschen eine schöne Aussicht haben ?
Das ist richtig. Trotzdem: Genesung ist ein ganzheitlicher Prozess. Mit und für den Patienten arbeiten wir im interdisziplinären Team. Dazu gehört: die Pflege, der Bereich Therapie mit Physiotherapie, Ergotherapie, Logotherapie, Psychologie, Ernährungsberatung und der ärztliche Bereich. Im interdisziplinären Team haben wir einen professionellen Austausch, um mit dem Patienten zusammen seine Ziele zu erreichen. Das patientenorientierte Denken steht bei uns täglich an erster Stelle.


Wie kamen Sie zum Gesundheitswesen ?
Durch meine Mutter und meinen Onkel. Beide arbeiteten in Spitälern. So erlebte ich schon als Kind und Jugendliche, was es heisst, mitverantwortlich zu sein für einen Menschen, dem es in einer gesundheitlichen Situation nicht gut geht; ihn zu unterstützen, das faszinierte mich. Nach meiner Ausbildung zur diplomierten Pflegefachfrau HF arbeitete ich in verschiedenen Spitälern in der Schweiz, wo ich meine Erfahrungen im Umgang mit Menschen, im pflegerischen medizinischen und medizinaltechnischen Bereich machen konnte. Es waren sehr lehrreiche Jahre. Im 2014 entschied ich mich schliesslich für eine Veränderung. Diese führte mich in die Klinik
Adelheid sowie in die Führung. Vorab liess ich mich in einer Führungsweiterbildung zur Teamleiterin in Gesundheitsorganisationen ausbilden.


Wie sieht Ihr Arbeitsalltag als Stationsleiterin aus ?
Der Tag beginnt, indem ich Informationen betreffend veränderten Pflegesituationen von der Pflegefachfrau vom Nachtdienst erhalte. Anschliessend strukturiere ich die Tagesorganisation fürs Pflegeteam, unterstütze es punktuell in der Pflege oder übernehme die Ausführung von Laborproben. Meine Arbeit als Stationsleiterin ist geprägt von Anleiten, Führen, präsent sein. Mir ist wichtig, dass die Mitarbeitenden einen möglichst reibungslosen Tagesablauf haben. Der interdisziplinäre Austausch mit dem therapeutischen und medizinischen Bereich ist ebenfalls ein Teil meines Alltags. Wenn eine Mitarbeitende kurz- oder langfristig ausfällt, erstelle ich den Personalplan neu. Da ist Flexibilität und Organisationsgeschick gefragt. Ich überprüfe die Pflegequalität und habe täglichen Patientenkontakt. Wenn Patienten ein- oder austreten, koordiniere ich den Vorgang.


Kommt es auch mal zu Konflikten ?
Entstehen Konflikte im Team oder unter den Patienten, suche ich nach Lösungen. Ein Team ist auch in sich im Wandel. Das heisst für mich, stetige Reflexion, wirkungsvoll führen und eine gute Arbeitskultur entwickeln.


Nehmen Sie für das Team eine Art Vorbildfunktion ein ?
Ja, das ist ganz wichtig. Denn so erkennen die Mitarbeitenden, wohin der Weg geht.


Ihr Beschrieb tönt nach einem sehr abwechslungsreichen Alltag.
Dem ist so. Ich selbst wachse an den Erfahrungen, die ich täglich mit meiner Arbeit mit Menschen mache. Für mich ist es eine Lebensschule, welche mein Leben ungemein bereichert. Die Entwicklung im Genesungsprozess des Patienten miterleben zu dürfen, also patientenorientiert zu arbeiten, Mitarbeitende in ihren Kompetenzen zu fördern, ist einfach toll. Das Wohl des Patienten ist das Wichtigste. Und für dieses Wohl arbeiten so viele kompetente Menschen in der Klinik Adelheid, wo eben auch das Menschliche ein zentraler Teil der Arbeit ist.


Wer wird der Klinik Adelheid zugewiesen ?
Unsere Hauptzuweiser sind Spitäler aus der Zentralschweiz sowie vom rechten Zürichsee-Ufer. Unsere Kernkompetenzen sind die muskuloskelettale, neurologische und internistisch-postoperative Rehabilitation nebst Spezialprogrammen und Angeboten in der Fitness oder Prävention. Unsere Patienten sind im Durchschnitt 70 Jahre alt. Erstaunlich und erfreulich ist, wie rüstig viele Patienten auch noch im hohen Alter sind. Die Medizin hat da schon sehr grosse Fortschritte gemacht, damit sich Menschen lange einer guten Lebensqualität erfreuen.


Was bedeutet Ihnen Ihre Arbeit als Stationsleiterin ?
Sehr viel. Ich möchte meine Führungspraxis weiterentwickeln. Dafür habe ich ein kompetentes Pflegeteam von 27 Mitarbeitenden, inklusive Lernenden. Das Arbeiten im administrativen, operativen sowie pflegepraxisorienterten Alltag ist für mich eine grosse Bereicherung. Der Mensch als Mitarbeiter oder Patient ist mir wichtig, und es erfüllt mich mit Freude, sodass ich sagen darf: dieser Beruf ist meine Berufung.

 

Andrea Schürch, 33, ist seit 2015 Stationsleiterin in der Klinik Adelheid. In ihrer Freizeit liest sie, geht spazieren oder widmet sie sich dem kreativen Gestalten.